Das Friedenswerk eines Dichters

Das Friedenswerk eines Dichters. Auf Veranlassung des Ordens für Ethik und Kultur trug am Donnerstagabend im Großratssaal der deutsche Dichter Otto Borngräber sein vor zwei Jahren vollendetes Weltfriedensdrama in den Hauptpartien einem leider nicht allzu zahlreichen Publikum vor. Die zirka 150 Zuhörer aber, die der Einladung Folge geleistet haben, werden es nicht bereuen, dem Dichter vielmehr für den ihnen bereiteten hohen künstlerischen Genuß, die von echter Liebe für die Menschheit erfüllten herrlichen Worte unendlich dankbar sein. Ueber den Dichter Otto Borngräber hat die breite Oeffentlichkeit bisher noch recht wenig vernommen, wohl nicht zuletzt deshalb, weil er es verschmäht, den bequemen Pfaden des seichten „Patriotismus“ und der literarischen Geschäftshuberei zu folgen, weil er auch in der gegenwärtigen „großen Zeit“ der Kriegsraserei und der erbärmlichsten chausvinistischen Völkerverhetzung den Menschheitsgedanken über die nationale Verblendung, über den Kultus des Massenmordes stellt und dem »Teutschtum« des 20. Jahrhunderts mit unverhohlener Abneigung gegenübersteht. Solche Eingänger [sic!] werden, auch wenn sie zu den größten Dichtertalenten gehören, der Mitwelt die herrlichsten poetischen Schöpfungen spenden, von der Koterie, die in der modernen Literaturkritik den Ton angibt, mehr oder weniger totgeschwiegen, die buchhändlerische, einzig auf glänzende Profite erpichte Reklame findet an ihnen kein geeignetes Objekt. Leute, wie der vor einigen Jahren verstorbene J. V. Widmann, die nicht nur zu den ersten schriftstellerischen Persönlichkeiten, sondern auch zu den wenigen großen Menschen gehören,

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Letzte Änderung: 10. Oktober 2025.